Positive Psychologie

Die Positive Psychologie ist eine relativ neue Strömung, die als Ergänzung zur klassischen Psychologie gesehen werden kann. Im Gegensatz zur traditionellen, defizitorientierten Psychologie, die versucht die Entstehung psychischer Störungen zu erforschen, zu erklären und Heilungswege aufzuzeigen, hat es sich die positive Psychologie zur Aufgabe gemacht empirisch zu untersuchen inwieweit sich Wohlbefinden und Glück auf uns Menschen und die Gesellschaft auswirkt und welche Faktoren hierzu beitragen.

Wegbereiter der positiven Psychologie

Die positive Psychologie hat ihren Ursprung in den 50er Jahren. Es war Abraham Maslow, humanistischer Psychologe, der erstmals die Wichtigkeit der Potentialentfaltung und Selbstverwirklichung des Menschen postulierte und den Begriff der positiven Psychologie verwendete (vgl. Blickhan (2018) S.9). Durch seine Maslowsche Bedürfnispyramide ist er wohl auch heute noch den meisten bekannt. Diese findet Verwendung in den unterschiedlichsten Bereichen – von wirtschaftlichen bis hin zu sozialen Umfeldern. Die Pyramide bildet die Hierarchie der menschlichen Bedürfnisse ab. Zunächst müssen die Grundbedürfnisse erfüllt sein, bevor wir nach der Erfüllung der nächsthöheren Bedürfnisse streben. Physiologische Bedürfnisse wie Hunger oder Durst sind uns also wichtiger als unsere Sicherheit.

Maslowsche Bedürfnispyramide

Erst wenn alle darunter liegenden Bedürfnisse erfüllt sind, strebt der Mensch nach Selbstverwirklichung. Dies lässt sich auch mit der Ausschöpfung des eigenen Potentials beschreiben. Dies wiederum ist eine der Zielsetzung der angewandten positiven Psychologie.

Neben Maslow zählt auch der Psychologe Michael Fordyce zu einen der Pionieren der positiven Psychologie. Er hatte den Anspruch Glück empirisch zu erforschen und sah „Happiness“ als angewandte Wissenschaft an. Auf Basis seiner Untersuchungen formulierte er 14 Grundsätze des Glücks, die Handlungsempfehlungen geben, wie man mehr Glück im eigenen Leben kultivieren kann. Diese resultieren aus der Erforschung was einen glücklichen Menschen ausmacht, welche Verhaltens- und Denkweisen sie an den Tag legen.

Positive Psychologie als Wissenschaft

Martin Seligman begründete 1998 die positive Psychologie als Ergänzung zur klassischen Psychologie, die sich mit den pathologischen Störungen des Menschen beschäftigt (vgl. Blickhan (2018) S.9). Mit seinem PERMA-Modell erklärt Seligman welche fünf Faktoren, die ein glückliches und gelungenes Leben ausmachen:

Positive Emotions: positive Emotionen wie Glück, Liebe, Freude, Optimismus

Engagement: seine eigenen Stärken kennen und diese im Alltag nutzen

Relationships: innige und nährende Beziehungen zu Mitmenschen

Meaning: dem Leben einen Sinn geben, seinen Lebenssinn kennen

Accomplishment: Leistung – Erfolgserlebnisse haben & Ziele erreichen

Für letzteren Faktor sind sogenannte „Flow-Zustände“ förderlich. Der Begriff wurde vom Flow-Forscher Mihály Csíkszentmihályi geprägt. Er untersuchte das Phänomen der vollkommenen Konzentration und Fokussierung auf eine Tätigkeit. Ein Zustand während dem selbst physiologische Bedürfnisse wie Hunger, Durst oder der Drang auf die Toilette zu gehen vergessen werden. Je öfter wir im Flow sind, umso glücklicher und erfolgreicher werden wir. Somit ist dies erstrebenswert, um unsere Ziele zu erreichen und zufriedenstellende Erfolgserlebnisse zu haben.

Zahlreiche Modelle und Theorien, die Wohlbefinden untersuchen und beschreiben wollen wurden und werden durch unterschiedlichste Ansätze erstellt. Es werden Denkgewohnheiten untersucht, die zu unserem Glück beitragen, aber auch das Selbstbild als Konstrukt oder die Beschaffenheit sozialer Beziehungen, welche die Hauptquelle unseres Wohlbefindens darstellen. Der Umgang mit Stress und Herausforderungen ist ein ebenso elementares Forschungsfeld, wie die Neuropsychologie oder die Untersuchung bestimmter Populationen.

Positive Psychologie in der Praxis

All die wissenschaftlichen Entdeckungen und Untersuchungen finden bereits seit einigen Jahren Anwendung in der Coaching Praxis, aber auch im Business Kontext oder in der Psychotherapie. Im Bereich der Angsstörungen und Depressionen konnten bereits nachhaltigere Erfolge erzielt werden, als mit herkömmlichen Behandlungsmethoden, die sich lediglich darauf konzentrierten die Störung zu beheben, nicht aber neue, glücksbringende Aspekte in die Behandlung mit einbezog. Die positive Psychologie kann präventiv eingesetzt werden, um das Auftreten psychischer Störungen zu vermeiden oder ein erneutes Einsetzen einer Tiefphase zu verhindern. Zudem eignet sie sich bestens, um das Wohlbefinden zu steigern und das volle Potential auszuschöpfen und zu leben. Glückliche Menschen sind gesunde Menschen und jeder hat das Recht auf persönliches Glück und Wachstum. Dafür bietet uns diese Wissenschaft die besten Grundlagen und Ideen, wie wir selbst unser eigenes Glück schmieden können.

Quellen: